Ludwig van Beethoven

Fidelio

Oper in zwei Akten op. 72
Libretto: Joseph Sonnleitner, Georg Friedrich Treitschke
Textfassung der Neuproduktion: Thomas Reichert
Uraufführung der dritten Fassung: Wien, 23.5.1814
In deutscher Sprache mit Erläuterungen auf Englisch
Dauer: 2 Stunden
Besetzung
Konzeption und Regie: Thomas Reichert
Bühnenbild: Michael Simon / Thomas Reichert
Entwurf Puppenköpfe: Alfred Kleinheinz
Kostüme: Kerstin Grießhaber
Musikalische Bearbeitung: Thomas Reichert / Philippe Brunner / Matthias Thurow
Licht: Thomas Reichert / Alexander Proschek
Puppenköpfe: Vladimir Fediakov

Puppenbau/Bildhauerarbeiten: Vladimir Fediakov, Emanuel Paulus, Philippe Brunner
Kostümschneiderei: Marion Mayer, Edouard Funck, Heide Hölzl, Anne-Lise Droin, Eva Wiener, Ursula Winzer
Maskenbildnerin: Anne-Lise Droin
Requisite: Vladimir Fediakov, Eva Wiener, Emanuel Paulus, Max Kiener
Tischlerei: Pierre Droin, Emanuel Paulus, Maximilian Kiener-Laubenbacher
Schlosserei: Harald Alker
Technik: Alexander Proschek
Dialogaufnahme, -bearbeitung: Matthias Thurow
Musikschnitt, -bearbeitung: Philippe Brunner, Alexander Proschek
Ton: Alexander Proschek
Beleuchtung: Alexander Proschek
Regieassistenz: Katharina Müller-Uri
Bühnenbildassistenz: Eric Droin
Bühnenmeister: Pierre Droin
Produktionsleitung: Philippe Brunner
Rolle
Sänger
Sprecher
Marionettenspieler
Don Fernando, Minister
Kieth Engen
Maximilian Kiener-Laubenbacher
Don Pizarro, Gouverneur eines Staatsgefängnisses
Dietrich Fischer-Dieskau
Stefan Wilkening
Ursula Winzer
Florestan, ein Gefangener
Ernst Haefliger
André Jung
Vladimir Fediakov
Leonore, seine Gattin unter dem Namen "Fidelio"
Leonie Rysanek
Juliane Köhler
Eva Wiener
Marzelline, seine Tochter
Irmgard Seefried
Pauline Fusban
Edouard Funck
Jaquino, Pförtner
Friedrich Lenz
Johannes Meister
Emanuel Paulus
Wachen, Gefangene, Volk
Anne-Lise Droin, Marion Mayer, Vladimir Fediakov, Maximilian Kiener-Laubenbacher

Chor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Dirigent:
Ferenc Fricsay
Historische Aufnahme:
Deutsche Grammophon 1957

Die Dialoge wurden im November 2018 aufgenommen.
Premiere:
Bonn, 15.9.2019

Sämtliche Marionetten sowie die gesamte Ausstattung wurden in den Werkstätten des Salzburger Marionettentheaters hergestellt.

Ensemble
Susanne Tiefenbacher
Geschäftsführung
  • geboren in Zell am See
  • Wirtschaftsausbildung und Studium der Kommunikationswissenschaften
  • berufliche Auslandsaufenthalte in Peking, Hongkong, Zypern und Portugal
  • selbstständige Unternehmerin im Bereich Eventmarketing und Kulturmanagement, Produktionsleitung von Festivals
  • Geschäftsführerin des Winterfest Salzburg (Festival für zeitgenössischen Circus)
  • seit 2020 am Salzburger Marionettentheater
Philippe Brunner
Künstlerischer Direktor, Marionettenspieler
  • geboren in Berlin
  • Studium der Musikwissenschaften und der Englischen Literatur
  • Gründung und Leitung der Jungen Marionettenoper Berlin
  • Organisation bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern und den Berliner Festspielen
  • Produktionsleitung bei ECM Records München
  • seit 2003 am Salzburger Marionettentheater
Anne-Lise Droin
Marionettenspielerin, Schneiderei
  • geboren in Genf
  • Ausbildung zur Kindergartenpädagogin
  • Puppenspielerin, Puppenwerkstatt am Genfer Marionettentheater
  • seit 2010 am Salzburger Marionettentheater
Pierre Droin
Marionettenspieler
  • geboren in Genf
  • Studium der Kunstgeschichte
  • Puppenspieler, Puppenbauer und Regisseur am Genfer Marionettentheater
  • seit 1990 am Salzburger Marionettentheater
Vladimir Fediakov
Marionettenspieler, Bildhauer, Schnitzer, Puppenbauer
  • geboren in Moskau
  • Ausbildung zum Automechaniker
  • LKW-Fahrer, selbständiger Taxi-Fahrer
  • Möbelrestaurator
  • seit 2000 am Salzburger Marionettentheater
Edouard Funck
Marionettenspieler, Kostümschneiderei
  • geboren in Paris
  • Schneidermeister: Ausbildung an der Ecole Paul Poiret für darstellende Kunst Paris
  • Kostüm Supervisor für Stage Entertainment, Cirque du Soleil, Oper Leipzig
  • freischaffender Kostümbildner
  • 2011 bis 2017 und seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
Heide Hölzl
Marionettenspielerin
  • geboren in Salzburg
  • Ausbildung zur Schneiderin an der Gewerbeschule Salzburg
  • Damenschneiderei für Theater
  • seit 1960 am Salzburger Marionettentheater – eigentlich in Pension, aber nach wie vor aktiv
Maximilian Kiener-Laubenbacher
Marionettenspieler, Werkstatt
  • geboren in Regensburg
  • Gesangsstudium an der Universität Mozarteum
  • freischaffender Sänger und Gesangslehrer
  • seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
Marion Mayer
Marionettenspielerin, Kostümschneiderei
  • geboren in Salzburg
  • Fachhochschulen für Mode- und Bekleidungstechnik sowie Keramik und Ofenbau
  • Schneidermeisterin, Keramik- und Hafnergesellin
  • Tätigkeit im Einzelhandel
  • seit 2015 am Salzburger Marionettentheater
Emanuel Paulus
Marionettenspieler, Bühnenmalerei, Werkstatt
  • geboren in Schwarzach
  • Maler und Anstreicher
  • seit 2007 am Salzburger Marionettentheater
Philipp Schmidt
Marionettenspieler, Assistent des künstlerischen Direktors
  • geboren in Göttingen
  • studierte Musiktheorie, Musikwissenschaft und Linguistik
  • Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Hochschule für Musik Weimar
  • Lektor und Notensetzer für verschiedene Musikverlage
  • seit 2022 am Salzburger Marionettentheater
Eva Wiener
Marionettenspielerin, Requisite
  • geboren in Klagenfurt
  • Ausbildung zur Textilfachfrau an der HTL Textil
  • seit 1990 am Salzburger Marionettentheater
Ursula Winzer
Marionettenspielerin, Requisite
  • geboren in Hallein
  • Ausbildung zur Textilfachfrau
  • Verkauf und Beratung beim Heimatwerk
  • Diplomierte Feng Shui-Beraterin
  • seit 1986 am Salzburger Marionettentheater
Günther Schöllbauer
Technische Leitung, Bühnenmeister
  • geboren in Salzburg
  • Ausbildung zum Elektrotechniker
  • technische Leitung Kleines Theater (Salzburg) und Metropolis
  • Beleuchtungsmeister Salzburger Landestheater
  • seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
Alexander Proschek
Technik
  • geboren in Wiener Neustadt
  • Diplomstudium Digitale Medientechnologien
  • selbstständiger Ton- und Lichttechniker
  • leidenschaftlicher Musiker
  • seit 2016 am Salzburger Marionettentheater
Barbara Ortner
Assistenz der Geschäftsführung, Office-Management
  • geboren in Salzburg
  • Ausbildung zur Touristikkauffrau
  • Rezeption und Veranstaltungsorganisation in diversen Hotels
  • seit 1999 am Salzburger Marionettentheater
Christine Gropper
Finanzen, Förderwesen, strategisches Marketing
  • geboren in München
  • Studium der Kulturgeographie und des Landschafts-, Regional- und Stadtmanagements in Erlangen, Salzburg und Buenos Aires
  • Aufbaustudium Kulturmanagement
  • Ticketingleitung Filmkulturzentrum Das Kino, Salzburg
  • Produktionsleitung Winterfest (Festival für zeitgenössische Circuskunst), Salzburg
  • seit 2021 am Salzburger Marionettentheater
Silvia Greisberger
Kassa
  • geboren in Salzburg
  • Sprachenstudium
  • Rezeption und Hotelreservierung
  • Kartenverkauf bei einer Konzertagentur
  • seit 2021 am Salzburger Marionettentheater
Andrea Schmirl
Kassa
  • geboren in Innsbruck
  • Sprachenstudium
  • Stadtführerin in Innsbruck
  • Verkauf im Reisebüro
  • seit 2005 am Salzburger Marionettentheater

Der Vorstand des Trägervereins

  • Claus Spruzina
  • Suzanne Harf
  • Hannes Eichmann
  • Kurt Lassacher
  • Brigitte Lindner
  • Anton Santner
Inhalt

Erster Akt

Don Pizarro, Gouverneur eines Staatsgefängnisses, befürchtet, dass seine Verbrechen ans Licht kommen könnten. Er hält deshalb Florestan, einen Kämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit, gefangen. Florestans Frau Leonore ahnt dies und bereitet die Befreiung vor: Sie verkleidet sich als Mann, und es gelingt ihr, unter dem Namen „Fidelio“ beim Kerker als Schließer angestellt zu werden.

Kerkermeister Rocco fasst schnell Vertrauen zu seinem neuen Gehilfen, er befürwortet sogar eine Beziehung zwischen „Fidelio“ und seiner Tochter Marzelline, die eigentlich schon dem Pförtner Jaquino versprochen war. Als Vertrauensbeweis wünscht sich Fidelio von Rocco, mit ihm zusammen das Gefängnis zu besuchen. Dieser willigt ein, erwähnt aber, man könne einen bestimmten Gefangenen auf keinen Fall zusammen besuchen. „Fidelio“ ahnt, dass Florestan gemeint ist.

Don Pizarro erfährt über einen Brief, dass der Minister das Gefängnis nach Opfern willkürlicher Gewalt absuchen möchte. Nun steht für ihn fest: Florestan muss umgebracht werden.

Als Rocco sich dessen weigert, möchte Pizarro den Mord eigenhändig übernehmen und stellt seine Wachen auf, die die Ankunft des Ministers durch ein Trompetensignal verkünden sollen. „Fidelio“ erahnt das Schicksal des Gatten und bittet Rocco darum, die Insassen in den Gefängnisgarten zu lassen - kann unter ihnen allerdings Florestan nicht erkennen.

Zweiter Akt

Im Kerker beklagt Florestan sein Schicksal und sieht im Fiebertraum seine Gattin, bevor er bewusstlos zusammensinkt.

Rocco und „Fidelio“ steigen zusammen ins Verlies, um das Grab auszuheben. „Fidelio“ sieht den Gefangenen und erkennt in ihm den Gatten. Als Pizarro eintritt und mit einem Dolch auf Florestan zugeht, gibt sich „Fidelio“ als Leonore zu erkennen und richtet eine Pistole auf Pizarro. In diesem Moment verkündet die Trompete die Ankunft des Ministers. Pizarro verlässt das Verlies, das gerettete Paar schließt sich in „namenloser Freude“ in die Arme.

Auf dem Paradeplatz des Schlosses begrüßt der Minister Florestan, den er eigentlich totgeglaubt hatte. Leonore selbst befreit ihren Gatten von den Fesseln. Auch alle anderen Gefangenen erlangen die Freiheit.
Über das Stück

Gedanken des Regisseurs Thomas Reichert

"Es war einmal in ferner Zukunft ..."

„Irgendwie bleiben doch alle Fidelio-Inszenierungen unbefriedigend, bleiben irgendwo zwischen banal und abstrakt hängen, ausgedacht bis vergewaltigend. Und als Entschuldigung muss immer das angeblich schwache Libretto herhalten.“

Leonore hat die Liebe kennen gelernt, sie liebt Florestan. Mit der Kraft dieser Liebe muss sie gegen das Böse kämpfen und gegen alle Widrigkeit. Bis die unbändige Macht der Angst sie fast zermalmt, bis an den Punkt, wo sie die Angst vor dem Tod überwunden hat. Erst da ist Freiheit und die Liebe. Viel mehr sogar als häusliche Zweisamkeit, eine Kraft, größer als wir und für uns noch märchenhaft fantastisch, verwandelt sie allen Tod in Leben.

Wenn ich Fidelio, was ich in Text und Musik höre, erzählen will mit seinen sogenannten kleinen und großen Leuten dem mutigen Gang der Heldin und ein Happy End das weit über alles noch nicht Mögliche hinaus strahlt, dann ist das für mich wie in jedem guten Märchen.

Todesmutig stellt sich Leonore zwischen den Tod und ihren Mann. Ihr Wachsen über die Angst hinaus ermöglicht das große Happy End. Ein Märchen ist ja immer eine Hoffnungsgeschichte.

Oder: Leonore will dem Bösen, dem Teufel nicht die Macht über ihr Leben, auch alles Leben, überlassen und so muss sie sich gegen berechtigte Angst, letztendlich Aug in Aug dem Bösen stellen, gegenüberstellen, das macht den Weg frei für die Befreiung aller und der Höllenfahrt des Bösen.

Die bodenständige Geschichte mit ganz einfachen Charakteren macht, dass Beethovens Musik nicht nur schön, gewaltig, aufgewühlt ist, sondern sie reißt die Handelnden in eine Mehrschichtigkeit und das Geschehen in eine Forderung an unsere Zukunft. Ohne den Text, der die Figuren im konkreten Alltäglichen ansiedelt, läuft die Musik Gefahr l’art pour l'art zu sein und umgekehrt die Figuren ohne Musik würden zu Kitsch verkommen.

Die Hoffnung in der Musik ohne Text wäre nur edles Ansinnen, in der konkreten Haftung an die einfachen Figuren aber Hoffnung auf ein besseres Morgen. Ausgehend von den Figuren ruft die Musik etwas ganz konkret schmerzlich Vermisstes herbei.

Fidelio, ein Märchen, erzählt aus der unbändigen Sehnsucht, Beethovens ‚Brüderlichkeit‘ in unser Jetzt zu tragen. Es versucht ganz konkret eine Utopie des Menschseins zu bannen, die so groß am Horizont aufgetaucht, aber längst wieder zerronnen ist.

Die Personen in Fidelio sind ganz bodenständige Figuren, zuerst wie im Märchen, aber wie im Märchen eben auch viel mehr.

Beim Vorlesen, beim Erzählen ist dieses „mehr“ kein Problem. Die Fantasie der Zuhörer lässt die Figuren – ­jeder nach seinen Vorstellungen, nach seinen Erfahrungen, nach seinen Träumen – lebendig werden.

Dargestellt von realen Menschen in Film oder Theater wird die Fantasie der Zuschauer durch die darstellende Person vielleicht großartig konkretisiert, aber die notwendige Bodenhaftung realer Menschen macht eine Entwicklung zum märchenhaften, zum erhofft Zukünftigen kaum möglich und ist in der Wirkung meist lächerlich.

Puppen, Marionetten haben diese Beschränkung nicht. Sie sind nur ein Stück Holz, vorerst, und nur die Fantasie der Zuschauer lässt sie lebendig werden. Puppen können problemlos fliegen, Ihre Schwerkraft ist im Himmel. Und auch das andere Ende, niemand kann so wunderbar sterben, totes Holz ist nicht mehr animiert nur noch tot.

Und so lässt sich die Geschichte erzählen von einem Gefängnis und seinen Menschen, den Eingesperrten und den Wächtern, ein wohl eher mieser Beruf – vielleicht mit Pensionsberechtigung, wo sie mit dem Horten von ein wenig Geld, mit ein bisschen Humor und Sehnsucht nach einem Viertelpfund Häuslichkeit versuchen, ihr fremdbestimmtes Leben zu gestalten. In diese versperrte Welt, in der sogar die Bäume vergittert sind, kommt eine Frau, um für die Liebe zu kämpfen. Und wer mit ihr in Berührung kommt, dessen Herz beginnt neu zu erwachen.

Ein großes Märchen trotz, oder besser gegen das Versagen der französischen Revolution, trotz dem Größenwahn Napoleons, trotz all dem Übel auf der Welt und gegen das Versiegen aller Hoffnung – unserem Lebensgrund.

Die Heldin muss weiter, muss hinein und hinunter in tiefstes Dunkel, muss durch größte Angst bis an den Punkt, wo nichts mehr geht, wo kein Blatt mehr zwischen Leben und Tod passt. Nur da kann Rettung geschehen. Und alles dankt und alle feiern und das Leben ist zum Fest geworden! Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Geschichte

Mit einer Aufführung von Mozarts Bastien und Bastienne gründet der Bildhauer Anton Aicher 1913 das Salzburger Marionettentheater. Er hat mit den Vorstellungen, welche er mit seiner ganzen Familie aufführt, so großen Erfolg, dass er noch im Herbst desselben Jahres auf die erste Gastspielreise geht. Das Repertoire wird rasch ausgebaut, für Kinder werden dutzende Märchenspiele inszeniert, im Mittelpunkt steht der Kasperl.

Anton Aicher

Als Hochzeitsgeschenk erhält Hermann Aicher 1926 von seinem Vater Anton das Marionettentheater, das dieser mit seinen technischen Kenntnissen zu einer echten Miniaturbühne ausbaut. In Zusammenarbeit mit dem Mozarteum werden immer anspruchsvollere Werke einstudiert. Bald stehen auch Mozarts „kleine“ Opern wie Apollo und Hyazinth oder Der Schauspieldirektor auf dem Spielplan.

In den Jahren 1927–1934 unternimmt das Theater Gastspielreisen nach Hamburg, Wien, Holland, sowie eine große Balkan-Tournee nach Istanbul, Sofia und Athen. 1936 folgen Moskau und Leningrad, wo in Sälen mit bis zu 2500 Besuchern gespielt wird. Dazu müssen neue, größere Marionetten gebaut werden. Zur besonderen Attraktion wird der „Sterbende Schwan“ mit einer Marionette, welche die legendären Ballerina Anna Pawlowa zum Vorbild nimmt.

Die Figur der Anna Pawlowa bei einem Gastspiel in Moskau/Leningrad 1936

In den Kriegsjahren wird das Theater als Fronttheater eingesetzt. Hermann Aicher wird 1944 zum Militär eingezogen und das Theater wird geschlossen. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 beginnen die Marionetten wieder zu spielen. 1947 geben sie das erste deutschsprachige Gastspiel in Paris im renommierten Théâtre des Champs-Elysées. Es folgt eine intensive Tournee- und Gastspieltätigkeit bis Japan, Südafrika und Australien und es werden neue Produktionen inszeniert, allen voran Mozarts Die Zauberflöte. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wird das Repertoire um alle fünf großen Mozart-Opern erweitert. Mit Günther Schneider-Siemssen beschäftigt das Theater einen Bühnenbildner, der bis 1991 sämtliche Produktionen des Theaters ausstattet.

Historisches Szenenbild aus "Die Zauberflöte"

1959 wird der erste Theatersaal des Marionettentheaters im alten Borromäum wegen Baufälligkeit geschlossen und das Theater zieht für 10 Jahre in eine provisorische Spielstätte am Kapitelplatz.

1971 wird das neue, erstmals nach eigenen Wünschen gestaltete Haus in der Schwarzstraße mit Rossinis Der Barbier von Sevilla eröffnet. Nach Hermann Aichers Tod im Jahr 1977 übernimmt seine Tochter Gretl die Leitung. Es folgen Tourneen in ganz Europa, Amerika und Asien.

Zum Mozartjahr 1991 inszeniert Götz Friedrich Mozarts Così fan tutte.

1994/95 werden alle fünf Mozartopern für Fernsehen und Video mit Sir Peter Ustinov als Erzähler aufgezeichnet. In den 1990er Jahren entstehen mehrere Koproduktionen mit dem Salzburger Landestheater. Mit Carl Maria von Webers Oberon wirken die Salzburger Marionetten 1996 erstmals im kleinen Festspielhaus bei den Salzburger Festspielen mit.

Figuren aus C. M. von Webers "Oberon" für die Salzburger Festspielen 1996

Es folgt eine Zusammenarbeit mit den Osterfestspielen für Prokofieffs Peter und der Wolf mit Tobias Moretti als Sprecher. Zum 85. Geburtstag der Marionetten wird auf der Festung Hohensalzburg das Museum „Welt der Marionetten“ eröffnet.

Barbara Heuberger übernimmt die Geschäftsführung und 2001 feiert das Theater erstmals seit langer Zeit wieder die Premiere eines Schauspiels: Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare. Im Dezember 2003 folgt die Premiere von Engelbert Humperdincks Oper Hänsel und Gretel.

Im Mozartjahr 2006 werden während der Salzburger Festspiele alle 22 Mozartopern gespielt. Das Salzburger Marionettentheater inszeniert in diesem Rahmen Bastien und Bastienne und Der Schauspieldirektor.

Für The Sound of Music erhält das Theater exklusiv die Lizenz, die Geschichte der Salzburger Familie von Trapp mit Marionetten zu adaptieren und damit die Möglichkeit, seine eigene Version des in der ganzen Welt bekannten Broadway-Musicals zu gestalten.

Kinder der Trapp-Familie aus "The Sound of Music"

Mit András Schiff live am Klavier werden Claude Debussys La boîte à joujoux (Die Spielzeugschachtel), sowie Schumanns Papillons einstudiert. Eine französische Fassung von The Sound of Music ergänzt ein vierwöchiges Paris-Gastspiel über Weihnachten und Neujahr 2011/12.

Im gleichen Jahr entsteht in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater Der Kleine Prinz, ein Jahr darauf folgt Wagners Der Ring des Nibelungen in einer auf zwei Stunden komprimierten Fassung.

Mit dem Tod von Gretl Aicher 2012 endet nach drei Generationen die Inhaberschaft der Familie Aicher. Die bestehende Gesellschaft wird bis 2020 von Dr. Barbara Heuberger geleitet; die Gründung eines Trägervereins festigt deren Struktur und gewährleistet den Fortbestand der Institution.

Sein 100-jähriges Bestehen feiert das Salzburger Marionettentheater 2013 mit den Produktionen Schneewittchen und die sieben Zwerge sowie Alice im Wunderland.

Mit Neuproduktionen wie Fidelio von Ludwig van Beethoven werden neue szenische Wege beschritten und die Technik des Marionettenspiels verfeinert.

Szenenbild aus "Fidelio"

2016 wird das Marionettentheater als immaterielles Kulturerbe in die Österreich-Liste der UNESCO aufgenommen und wird für seine besondere Spielpraxis ausgezeichnet.

Seit 1913 führten das Salzburger Marionettentheater über 270 Gastspielreisen und Tourneen in alle Welt.

DIE BAUGESCHICHTE VON HAUS UND THEATERSAAL

Seit dem Jahr 1971 befindet sich das Salzburger Marionettentheater im historischen Gebäude in der Schwarzstraße 24 – auf der rechten Seite der Salzburger Altstadt, eigebettet zwischen Landestheater und Internationaler Stiftung Mozarteum und zwischen Salzach auf der einen und Schloss Mirabell mit seinem weltberühmten Garten auf der anderen Seite.

Nach der Gründung des Salzburger Marionettentheaters 1913 in einem Atelier im Salzburger Künstlerhaus, seiner Unterbringung im Turnsaal des alten Borromäum und nach einem 10 Jahre andauernden „Ausweichquartier“ im Kapitelsaal fanden die Marionetten schließlich ihr Zuhause in der Schwarzstraße 24. Und auch das Haus selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Zwischen der Villa Lasser – also der heutigen Stiftung Mozarteum – und dem damaligen Stadttheater wurde 1893 an der Schwarzstraße von der Gräflichen Arco-Zinnebergischen Brauerei Kaltenhausen ein „Restaurations- und Saalgebäude” errichtet. Architekt war Carl Demel, Baumeister Valentin Ceconi. 1897 wurde das Saalgebäude zum „Hotel Mirabell” umgewandelt.

Bis 1968 befand sich in den Räumlichkeiten des Hotels das Mirabell-Casino. Im Jahr 1970 begannen die Umbauarbeiten, um dem Salzburger Marionettentheater eine neue Spielstätte zu geben. Der ehemalige Speisesaal des Hotels wurde zum Zuschauerraum mit Bühne umfunktioniert. Er beeindruckt noch heute mit seinem reichhaltigen Stuck und opulenter Malerei. Auch im Foyer stieß man bei einer Reparatur im Jahre 2000 auf den ursprünglichen, prächtigen Stuck und seit dem Jahr 2003 erstrahlt die Decke des Foyers wieder in altem Glanz.

    Verein der Freunde

    Mitglieder wissen, wer die Fäden zieht …

    Im Verein der Freunde des Salzburger Marionettentheaters sind Sie uns ganz nah! Denn Freund:innen und Förder:innen gehen gemeinsam mit uns backstage, lernen die Künstler:innen und ihre Puppen persönlich kennen und treffen sich an besonderen Orten. Durch unseren aktuellen Freunde-Newsletter wissen Sie als Erste, was gespielt wird. Sie sind exklusiv bei Proben dabei und werfen einen Blick hinter die Kulissen, wo wir uns gemeinsam anschauen, wer die Fäden zieht!

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      Mitgliedsbeitrag Freund: € 50,– pro Jahr

      Mitgliedsbeitrag Förderer: € 100,– pro Jahr

      Im Vorstand: Harald Labbow, Julia Heuberger-Denkstein, Barbara Ortner, Nina Eisenberger, Julia Skadarasy, Katharina Schneider, Eva Rutmann, Franziska Wizany

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