Die Bildhauer
Die Schöpfer:innen der Salzburger Marionetten
600 Puppen haben im Salzburger Marionettentheater ihr Zuhause. Jede einzelne davon ein handgefertigtes Unikat! Denn die Köpfe der Puppen wurden von den unterschiedlichsten Bildhauer:innen, Schnitzer:innen und Keramiker:innen aus Salzburg und der ganzen Welt geschaffen.
In einem kleinen Dorf in der Südsteiermark wird Anton Aicher 1859 geboren. Seine Begabung zum Schnitzhandwerk wird in früher Jugend erkannt und er wird zu einem bekanntem Altarschnitzer in die Lehre geschickt, später nach Wien auf die Kunstakademie. Der junge Bildhauer wird an eine Lehrstelle der Bildhauerklasse an der Staatsgewerbeschule Salzburg berufen. Das Interesse an beweglichen Figuren führt Anton Aicher nach München zu einem der damaligen Meister des Puppenspiels, „Papa” Schmid. Der Grundstein für das Marionettenspiel wird gelegt. Aicher beginnt, kleine Köpfe zu schnitzen, Körper zu bauen. Rosa Aicher, seine Frau, schneidert die Kostüme, und am 27. Februar 1913, mit Mozarts Jugendoper Bastien und Bastienne, erfolgt der erste öffentliche Auftritt von „Prof. Anton Aichers Künstler Marionettentheater”.
Zu dem Bühnenbildner Graf Schaffgotsch gesellt sich im Jahr 1926 auch die bereits renommierte Salzburger Keramikerin Luise Spannring. Für Mozarts Jugendwerk Apollo und Hyazinth modelliert sie Köpfe, Hände und zum Teil auch ganze Figuren. Diese Bühnenproduktion zählt bis zum heutigen Tag zu einem besonderen Juwel des Salzburger Marionettentheaters.
Sepp Aichberger, ein begabter Schüler Anton Aichers aus der Wiener Zeit, kommt nach Salzburg und übernimmt die Weiterentwicklung des Schnitzhandwerks für die Anforderungen des Theaters.
Für das Gastspiel 1936 in St. Petersburg und Moskau verlangt man einen Meter große Figuren für die zu bespielenden Freilichttheater und großen Bühnen. Der schöne Kopf der Tänzerin Anna Pawlowa stammt von Aichberger.
Josef Magnus stößt 1945 zur Künstlergemeinschaft. In Zusammenarbeit mit Friedl Aicher werden die Salzburger Figuren weiterentwickelt. Am Programm steht der Jedermann von Kurt Nachmann, das alte Puppenspiel Doktor Faust, Der Salzburger Don Juan, Die Gärtnerin aus Liebe, sowie Max und Moritz. Magnus ist die Hauptstütze für die Erstellung vieler neuer Programme, u. a. Die Zauberflöte, Die Entführung aus dem Serail, Schneewittchen, Dornröschen.
1948 kommt Jakob Adelhart als Bildhauer zum Ensemble und schafft die außergewöhnlich charaktervollen Puppenköpfe zu Josef August Lux’ Don Quixote.
Werner Dürnberger, Bildhauer, Maler, Grafiker, Puppenspieler und Bühnenbildner des Theaters, schnitzt die Köpfe zu Shakespeares Der Sturm. Durch die Vielseitigkeit Dürnbergers entstehen andere zahlreiche Märchenfiguren. Neues wird auf die Beine gestellt. Zur Mozartwoche 1975 La finta giardiniera, 1978 Der Nussknacker, beide zusammen mit Josef Magnus.
Edmund Pointner, Salzburger Bildhauer, beginnt seine Arbeit an den wichtigsten Neuinszenierungen der kommenden Jahre. 1982 als Gemeinschaftsproduktionen mit dem ZDF entstehen Mignon, Die Verkaufte Braut, und Der Waffenschmied. Er schafft phantastische Gestalten zu Hoffmanns Erzählungen, Figaros Hochzeit und im Mozartjahr 1991 Così fan tutte.
Seit 1996 verbindet Pierre Monnerat eine enge Zusammenarbeit mit dem Salzburger Marionettentheater. Der Absolvent der Hochschule der Künste in Genf baute 1996 die Puppen für Oberon, eine Koproduktion zwischen dem Marionettentheater und den Salzburger Festspielen. Seither fertigte er alle Puppen für Neuinszenierungen des Salzburger Marionettentheaters: 1997 Josa und die Zauberfidel, 1998 Peter und der Wolf, 2001 Ein Sommernachtstraum, 2004 Hänsel und Gretel sowie 2006 Bastien und Bastienne/Der Schauspieldirektor.