Richard Wagner

Der Ring des Nibelungen

Die Tetralogie an einem Abend mit Marionetten und Menschen
In deutscher Sprache mit Erläuterungen auf Deutsch und Englisch
Dauer: 2 Stunden (Pause nach „Die Walküre“)
In Kooperation mit:
Besetzung
Musikalische Fassung: Philippe Brunner
Szenische Fassung: Philip von Maldeghem
Figurenspielkonzeption: Gretl Aicher, Philippe Brunner

Inszenierung: Philip von Maldeghem
Co-Regie: Claudia Carus
Figurenentwürfe, Bühne, Kostüme: Christian Floeren
Bildhauer: Reinhard Feldinger
Lichtdesign: Eduard Stipsits
Dramaturgie: Astrid Großgasteiger


Puppenköpfe: Reinhard Feldinger
Puppenbau: Vladimir Fediakov, Emanuel Paulus, Pavel Tikhonov, Philippe Brunner
Bildhauerarbeiten: Vladimir Fediakov, Emanuel Paulus, Andrea Alker
3D Prototyping: Firma Haratech, Allhaming
Kostümschneiderei: Gerda Michel, Edouard Funck, Heide Hölzl, Anne-Lise Droin, Eva Wiener, Ursula Winzer
Maskenbildner: Michaela Obermayr, Elfriede Grill
Requisite: Michaela Obermayr, Eva Wiener, Emanuel Paulus
Tischlerei: Pierre Droin, Emanuel Paulus
Schlosserei: Harald Alker
Musikschnitt: Philippe Brunner
Ton: Alexander Proschek
Beleuchtung: Günther Schöllbauer
Bühnenmeister: Günther Schöllbauer
Produktionsleitung: Philippe Brunner
Das Salzburger Marionettentheater dankt Dr. Thilo Mannhardt sehr herzlich für die großzügige Unterstützung dieser Produktion.
Rolle
Sänger:in/Sprecher:in
Marionettenspieler:in/Darsteller:in
Sie
Christiani Wetter
Er
Tim Oberließen
Loge
Werner Friedel
DAS RHEINGOLD
Wotan
George London
Philippe Brunner
Fricka
Kirsten Flagstad
Edouard Funck
Freia
Claire Watson
Heide Hölzl
Froh
Waldemar Kmentt
Philipp Schmidt
Donner
Eberhard Wächter
Emanuel Paulus
Loge
Set Svanholm
Maximilian Kiener
Mime
Paul Kuen
Emanuel Paulus
Alberich
Gustav Neidlinger
Ursula Winzer
Fasolt
Walter Kreppel
Christiani Wetter
Fafner
Kurt Böhme
Tim Oberließen
Woglinde
Oda Balsborg
Vladimir Fediakov
Wellgunde
Hetty Plümacher
Maximilian Kiener
Flosshilde
Ira Malaniuk
Edouard Funck
DIE WALKÜRE
Siegmund
James King
Eva Wiener
Sieglinde
Régine Crespin
Philippe Brunner
Hunding
Tim Oberließen
Wotan
Hans Hotter
Philippe Brunner
Brünnhilde
Birgit Nilsson
Ursula Winzer
Fricka
Christa Ludwig
Edouard Funck
Walküren
Brigitte Fassbaender
Heide Hölzl
Berit Lindholm
Ursula Winzer
Helga Dernesch
Eva Wiener
Vera Schlosser
Philippe Brunner
Helen Watts
Emanuel Paulus
Vera Little
Edouard Funck
Claudia Hellmann
Marilyn Tyler
Grane
Maximilian Kiener
SIEGFRIED
Siegfried
Wolfgang Windgassen
Eva Wiener
Brünnhilde
Brigit Nilsson
Ursula Winzer
Der Wanderer
Hans Hotter
Philippe Brunner
Mime
Gerhard Stolze
Emanuel Paulus
Fafner
Kurt Böhme
Edouard Funck
Der Waldvogel
Joan Sutherland
Philipp Schmidt
GÖTTERDÄMMERUNG
Siegfried
Wolfgang Windgassen
Eva Wiener
Brünnhilde
Birgit Nilsson
Ursula Winzer
Hagen
Werner Friedel
Emanuel Paulus
Gutrune
Christiani Wetter
Gunther
Dietrich Fischer-Dieskau
Tim Oberließen
Grane
Maximilian Kiener

Wiener Philharmoniker
Dirigent:
Sir Georg Solti
Aufnahme: Decca 1958-1964

Diese Produktion ist Frau Prof. Gretl Aicher (1928-2012) gewidmet.

Premiere: 30.3.2012

Eine Koproduktion mit dem Salzburger Landestheater

Sämtliche Marionetten sowie die gesamte Ausstattung wurden in den Werkstätten des Salzburger Marionettentheaters hergestellt.

Ensemble
Susanne Tiefenbacher
Geschäftsführung
  • geboren in Zell am See
  • Wirtschaftsausbildung und Studium der Kommunikationswissenschaften
  • berufliche Auslandsaufenthalte in Peking, Hongkong, Zypern und Portugal
  • selbstständige Unternehmerin im Bereich Eventmarketing und Kulturmanagement, Produktionsleitung von Festivals
  • Geschäftsführerin des Winterfest Salzburg (Festival für zeitgenössischen Circus)
  • seit 2020 am Salzburger Marionettentheater
Philippe Brunner
Künstlerischer Direktor, Marionettenspieler
  • geboren in Berlin
  • Studium der Musikwissenschaften und der Englischen Literatur
  • Gründung und Leitung der Jungen Marionettenoper Berlin
  • Organisation bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern und den Berliner Festspielen
  • Produktionsleitung bei ECM Records München
  • seit 2003 am Salzburger Marionettentheater
Anne-Lise Droin
Marionettenspielerin, Schneiderei
  • geboren in Genf
  • Ausbildung zur Kindergartenpädagogin
  • Puppenspielerin, Puppenwerkstatt am Genfer Marionettentheater
  • seit 2010 am Salzburger Marionettentheater
Pierre Droin
Marionettenspieler
  • geboren in Genf
  • Studium der Kunstgeschichte
  • Puppenspieler, Puppenbauer und Regisseur am Genfer Marionettentheater
  • seit 1990 am Salzburger Marionettentheater
Vladimir Fediakov
Marionettenspieler, Bildhauer, Schnitzer, Puppenbauer
  • geboren in Moskau
  • Ausbildung zum Automechaniker
  • LKW-Fahrer, selbständiger Taxi-Fahrer
  • Möbelrestaurator
  • seit 2000 am Salzburger Marionettentheater
Edouard Funck
Marionettenspieler, Kostümschneiderei
  • geboren in Paris
  • Schneidermeister: Ausbildung an der Ecole Paul Poiret für darstellende Kunst Paris
  • Kostüm Supervisor für Stage Entertainment, Cirque du Soleil, Oper Leipzig
  • freischaffender Kostümbildner
  • 2011 bis 2017 und seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
Heide Hölzl
Marionettenspielerin
  • geboren in Salzburg
  • Ausbildung zur Schneiderin an der Gewerbeschule Salzburg
  • Damenschneiderei für Theater
  • seit 1960 am Salzburger Marionettentheater – eigentlich in Pension, aber nach wie vor aktiv
Maximilian Kiener-Laubenbacher
Marionettenspieler, Werkstatt
  • geboren in Regensburg
  • Gesangsstudium an der Universität Mozarteum
  • freischaffender Sänger und Gesangslehrer
  • seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
Marion Mayer
Marionettenspielerin, Kostümschneiderei
  • geboren in Salzburg
  • Fachhochschulen für Mode- und Bekleidungstechnik sowie Keramik und Ofenbau
  • Schneidermeisterin, Keramik- und Hafnergesellin
  • Tätigkeit im Einzelhandel
  • seit 2015 am Salzburger Marionettentheater
Emanuel Paulus
Marionettenspieler, Bühnenmalerei, Werkstatt
  • geboren in Schwarzach
  • Maler und Anstreicher
  • seit 2007 am Salzburger Marionettentheater
Philipp Schmidt
Marionettenspieler, Assistent des künstlerischen Direktors
  • geboren in Göttingen
  • studierte Musiktheorie, Musikwissenschaft und Linguistik
  • Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Hochschule für Musik Weimar
  • Lektor und Notensetzer für verschiedene Musikverlage
  • seit 2022 am Salzburger Marionettentheater
Eva Wiener
Marionettenspielerin, Requisite
  • geboren in Klagenfurt
  • Ausbildung zur Textilfachfrau an der HTL Textil
  • seit 1990 am Salzburger Marionettentheater
Ursula Winzer
Marionettenspielerin, Requisite
  • geboren in Hallein
  • Ausbildung zur Textilfachfrau
  • Verkauf und Beratung beim Heimatwerk
  • Diplomierte Feng Shui-Beraterin
  • seit 1986 am Salzburger Marionettentheater
Günther Schöllbauer
Technische Leitung, Bühnenmeister
  • geboren in Salzburg
  • Ausbildung zum Elektrotechniker
  • technische Leitung Kleines Theater (Salzburg) und Metropolis
  • Beleuchtungsmeister Salzburger Landestheater
  • seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
Alexander Proschek
Technik
  • geboren in Wiener Neustadt
  • Diplomstudium Digitale Medientechnologien
  • selbstständiger Ton- und Lichttechniker
  • leidenschaftlicher Musiker
  • seit 2016 am Salzburger Marionettentheater
Barbara Ortner
Assistenz der Geschäftsführung, Office-Management
  • geboren in Salzburg
  • Ausbildung zur Touristikkauffrau
  • Rezeption und Veranstaltungsorganisation in diversen Hotels
  • seit 1999 am Salzburger Marionettentheater
Christine Gropper
Finanzen, Förderwesen, strategisches Marketing, Nachhaltigkeitsbeauftragte
  • geboren in München
  • Studium der Kulturgeographie und des Landschafts-, Regional- und Stadtmanagements in Erlangen, Salzburg und Buenos Aires
  • Aufbaustudium Kulturmanagement
  • Ticketingleitung Filmkulturzentrum Das Kino, Salzburg
  • Produktionsleitung Winterfest (Festival für zeitgenössische Circuskunst), Salzburg
  • seit 2021 am Salzburger Marionettentheater
Silvia Greisberger
Kassa
  • geboren in Salzburg
  • Sprachenstudium
  • Rezeption und Hotelreservierung
  • Kartenverkauf bei einer Konzertagentur
  • seit 2021 am Salzburger Marionettentheater
Andrea Schmirl
Kassa
  • geboren in Innsbruck
  • Sprachenstudium
  • Stadtführerin in Innsbruck
  • Verkauf im Reisebüro
  • seit 2005 am Salzburger Marionettentheater

Der Vorstand des Trägervereins

  • Claus Spruzina
  • Suzanne Harf
  • Hannes Eichmann
  • Kurt Lassacher
  • Brigitte Lindner
  • Anton Santner
  • Birgit Limmert
Inhalt

Das Rheingold

Zu Beginn stiehlt der Nibelung Alberich das Rheingold aus den Tiefen des Rheins und schmiedet daraus einen Ring, welcher ihm die Weltherrschaft bescheren soll. Dafür zahlt er einen hohen Preis, denn er muss fortan auf die Liebe verzichten.

Göttervater Wotan hat unterdessen ein anderes Problem. Er hatte sich von den Riesen Fafner und Fasolt eine Burg bauen lassen und versprach als Zahlung hierfür die Göttin Freia. Doch die Riesen möchten mit Alberichs Schatz entlohnt werden. Wotan stiehlt Alberich das Gold und den Ring, woraufhin der Zwerg den Ring verflucht.

Wotan wird sofort durch die Macht des Rings betört. Als die Riesen zurückkehren und ihre Bezahlung verlangen, soll Wotan auch Alberichs Tarnhelm und den Ring herausgeben. Wotan zögert. Als die Krise ihren Höhepunkt erreicht hat, erscheint Erda und prophezeit das Ende der Götter, wenn Wotan den Ring behalten sollte. Er gibt den Ring den Riesen, Freia ist erlöst, und die Götter halten Einzug in Walhall. Doch der Fluch zeigt schnelle Wirkung: Fafner erschlägt seinen Bruder und flieht mit dem Ring.

Die Walküre

Einige Jahre später dreht sich alles um Wotans uneheliche Kinder: Mit einer Menschenfrau hatte er ein Zwillingspaar gezeugt, Siegmund und Sieglinde, die schon in frühester Jugend voneinander getrennt wurden. Siegmund trifft auf die verheiratete Sieglinde.

Ihr Mann Hunding fordert ihn zum Duell. Wotans Frau Fricka, die Göttin der Ehe, hat genug von den Eskapaden ihres Mannes und fordert von ihm, Siegmund im Kampf nicht zu unterstützen. Wotan bittet seine Tochter Brünnhilde, eine der Walküren, Siegmund nun seinen Tod vorauszusagen. Der Held weigert sich aus Liebe zu Sieglinde standhaft, nach Walhall zu gehen und Brünnhilde ist von Mitgefühl ergriffen. Entgegen des Vaters Befehl unterstützt sie im Kampf Siegmund, der dennoch stirbt. Brünnhilde stellt sich ihrem Vater, der sie in einen langen Schlaf versetzt, aus dem sie nur ihr künftiger Ehemann erwecken kann.

Siegfried

Erneut vergehen Jahre und Siegfried kommt ins Spiel. Der Sohn von Siegmund und Sieglinde wurde von Alberichs Bruder Mime großgezogen.

Wotan möchte ihn benutzen, um die Welt vom Fluch des Rings zu erlösen. Siegfried tötet Fafner, der sich in einen Drachen verwandelt hatte, und nimmt den Ring an sich. Als er Brünnhilde begegnet, verliebt er sich sofort in sie und überlässt ihr den Ring.

Götterdämmerung

Unterdessen schmiedet Hagen, Alberichs Sohn, zusammen mit dem Geschwisterpaar Gutrune und Gunther einen Plan, um den Ring zurückzugewinnen. Gutrune verabreicht Siegfried einen Zaubertrank, der ihn Brünnhilde vergessen und sich Hals über Kopf in Gutrune verlieben lässt. Siegfried nimmt Brünnhilde den Ring wieder weg, woraufhin sie Hagen aus gekränkter Liebe Siegfrieds verwundbare Stelle verrät. Hagen tötet Siegfried, der seine Liebe zu Brünnhilde erkennt. Brünnhilde bettet ihn auf einen Scheiterhaufen und folgt ihrem Geliebten in die Flammen. Der Rhein tritt über seine Ufer und die Rheintöchter holen sich zurück, was ihnen gehört: den Ring. Dank Brünnhildes Liebe wird der Fluch aufgehoben. Doch das Ende der Götter ist besiegelt: Eine neue, ungewisse Weltordnung bricht an.

Über das Stück

Richard Wagner

1849 musste Wagner wegen seiner Teilnahme am revolutionären Mai-Aufstand aus Dresden fliehen. Er fand Zuflucht bei Liszt in Weimar und entkam mit dessen Hilfe in die Schweiz. In Zürich verfasste Wagner eine Reihe von Essays, darunter Oper und Drama (veröffentlicht 1851), eine systematische Darstellung der Ästhetik und Dramaturgie. Diese Theorie fand Einzug in seine späteren Werke. Die Grundsätze von Oper und Drama können im Ring des Nibelungen, der aus vier aufeinanderfolgenden Opern besteht, am besten veranschaulicht werden. Wagner beschäftigte sich 20 Jahre seines Lebens mit der Komposition des Rings, dessen Thematik zwei germanische Sagenkreise verbindet: einerseits die Legende von Siegfried und andererseits die Geschichte vom Untergang der Götter. Mit der Komposition zur ersten Oper, Das Rheingold begann er 1853, 1857 wurde die zweite Oper, Die Walküre, beendet. Erst nach einer Zwischenphase, in der er Tristan und Isolde und Die Meistersinger von Nürnberg komponierte, nahm er 1865 die Arbeit am Ring wieder auf. Die letzte Oper, Götterdämmerung wurde neun Jahre später vollendet. Zu einer Aufführung der gesamten Tetralogie kam es erstmals 1876 in Bayreuth. Das Material für sein Werk entstammt der Mythologie und stellt die Zusammenhänge ewiger Kräfte dar, der Beziehung des Menschen zu Gott. So enthält Wagners Ring große mythologische Fragestellungen mit religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Relevanz. Ein entscheidendes Element für Wagner ist die Beziehung zwischen Musik und Text. So formuliert er selbst in dogmatischer Weise in Oper und Drama: „Der Irrtum in dem Kunstgenre der Oper bestand darin, daß ein Mittel des Ausdrucks (die Musik) zum Zwecke, der Zweck des Ausdrucks (das Drama) aber zum Mittel gemacht war.“ Daraus folgert er, dass Musik und Schauspiel organisch aus den Notwendigkeiten des dramatischen Ausdrucks erwachsen müssten, und zwar als zwei Aspekte derselben Sache. Jedoch nicht nur das Theaterstück, sondern auch andere Kunstformen, wie Tanz, Architektur, Malerei sollten in diese Synthese einbezogen werden, um das Musikdrama zu einem eigenen Gesamtkunstwerk werden zu lassen. Für Wagner wird die „Musik der Zukunft“ nicht mehr wie bis zu diesem Zeitpunkt isoliert stehen, sondern als ein Teil des Gesamtkunstwerks existieren.

"... daß wissend würde ein Weib"

von Tobias Hell

Auf den ersten Blick mag es absurd klingen, Richard Wagner, den Schöpfer des Ring des Nibelungen, als einen Meister der Miniatur zu bezeichnen. Angesichts der weit verzweigten Sagenkreise, die der Dichterkomponist in seiner Tetralogie bündelt und kunstvoll miteinander verwebt, stellt der Ring jedoch andererseits eine komprimierte Version des germanischen Mythos vor, die zentrale menschliche Konflikte genauestens unter die Lupe nimmt und sich Zeit für das Ausleuchten von Details nimmt.

Natürlich findet sich dabei in Wagners Opus magnum auch so manches Klischee, wie zum Beispiel die Frau mit dem Flügelhelm oder der Held im Bärenfell, die immer wieder gerne parodiert wurden. Denn eines muss man leider zugeben: Mit seiner naiven Hau-drauf-Mentalität zieht der blonde, blauäugige Vorzeigeheld Siegfried aus heutiger Sicht wirklich nicht unbedingt die Sympathien auf sich. Anders als seine Braut/Tante Brünnhilde, die im Verlauf von drei Abend eine ungleich größere Entwicklung durchläuft. Da macht es durchaus Sinn, dass der ursprünglich unter dem Titel Siegfrieds Tod geplante letzte Baustein in der vollendeten Tetralogie den Namen Götterdämmerung erhielt und die ehemals göttliche, nun zum Menschen gewordene Walküre zur Schlüsselfigur für den in all seinen Werken zentralen Erlösungsgedanken Wagners wurde.

Eine Tendenz, die sich bereits in den altgermanischen Sagen andeutete. So berichtet das Sigurdlied der Edda zunächst lediglich von der kriegerischen Brynhild, die nur den stärksten Helden als Mann an ihrer Seite duldet und sich, umgeben von einer Feuerwand, in ihre Festung zurückgezogen hat. Einzig dem tapferen Sigurd ist es bestimmt, die Flammen zu überwinden. Allerdings kommt dies in der Gestalt Gunnars, um für seinen Freund die Braut zu erobern. Als Brynhild das Spiel später durchschaut, fädelt sie ein Mordkomplott gegen Sigurd ein, und begeht nach dessen Tod schließlich Selbstmord. Parallel dazu findet sich in einer anderen Episode die Walküre Sigrdrifa, die sich Odin widersetzt und gegen dessen Willen den jungen Agnar im Kampf beschützt, wofür sie vom Göttervater in einen Zauberschlaf versetzt wird, dessen Bann nur von einem Mann ohne Furcht gelöst werden kann.

Die gegensätzlichen Charaktere der kriegerischen Prinzessin und der liebenden Walküre wurden aber bereits im germanischen Mythos bald zu einer Figur verschmolzen. Etwa in der Völsungasaga, die für Wagner ebenfalls als wichtige Stoffquelle diente, und aus der er unter anderem den Namen seiner "Wälsungen" entlehnte. Allerdings ging er im Ring noch einen Schritt weiter und ließ Brünnhilde kurzerhand zur Tochter Wotans werden. Wobei das „kühne, herrliche Kind“, ebenso wie ihre zehn Halbgeschwister, nicht aus der Beziehung mit Fricka, der göttlichen Hüterin der Ehe, hervorgeht, sondern außerehelich unter Zuhilfenahme eines Liebeszaubers mit der Urmutter Erda gezeugt wird. In Brünnhilde vereinen sich somit der Tatendrang des Vaters und die Weisheit der allwissenden, aber alles stets nur passiv beobachtenden Mutter. Somit symbolisiert sie die Versöhnung zweier Gegensätze, durch welche die finale Erlösung der Götterdämmerung erst möglich wird.

„Freiheit, Wahrhaftigkeit und Liebe“, diese drei Aspekte sind es, die laut einem Brief Wagners aus dem Jahre 1854 in unterschiedlichsten Variationen den Ring des Nibelungen beherrschen. Erst aus der Synthese dieser Idealvorstellungen war für den politisch engagierten Komponisten die Utopie einer neuen Gesellschaft möglich. Nun erscheint der junge Siegfried zwar im nach ihm benannten Scherzo der Tetralogie als der von Wotan und Wagner angestrebte „furchtlos, freieste Held“, doch im Verlauf der Götterdämmerung zeigt sich, dass auch sein Schicksal durch äußere Umstände beeinflusst wird und er letzten Endes sogar zum ahnungslosen Opfer einer Intrige mutiert. Erst durch das Hinzutreten der wissenden Brünnhilde, durch die erneute Vereinigung von Mann und Frau rückt die Erlösung der Götter und der Welt wieder in greifbare Nähe. Ein Aspekt, der in feministischen Deutungen des Rings, die vor allem die Opferrolle der Frauen und Mütter in Wagners Werk betonen, gerne in den Hintergrund tritt. Zugegeben, Sieglinde muss, ebenso wie ihre namenlose Mutter, das Leben für ihr Kind opfern. Und auch die Freia wird von den Männern, ohne mit der Wimper zu zucken für Haus und Hort verschachtert. An den entscheidenden Momenten sind es aber dennoch auffällig oft die Frauen, die das Geschehen vorantreiben. So ist es nicht Siegmund, sondern Sieglinde, die ihrem ungeliebten Gatten Hunding einen Schlaftrunk verabreicht und so die gemeinsame Flucht mit dem Bruder ermöglicht. Oder Brünnhilde, die sich mehrfach dem Willen Wotans widersetzt, der in seinen eigenen Gesetzen und Verträgen gefangen scheint und immer mehr von seiner Macht an die jüngere Generation verliert.

Vor allem für Brünnhilde ist es dabei ein weiter Weg, den sie in der Tetralogie zurücklegt. Ihr erster Auftritt mit dem berühmten „Hojotoho“ Schlachtruf zeigt sie zunächst nur als Teil der kriegerischen Walkürenschar. Und auch, wenn sie bald darauf individuelles Profil und zunehmend menschlichere erhält, bleibt dieses musikalische Motiv doch fester Bestandteil ihres Charakters, der in emotionalen Momenten immer wieder für kurze Augenblicke aufblitzt. Etwa im Finale des Siegfried, ehe sich die beiden Liebenden nach einem letzten Aufbäumen Brünnhildes in die Arme fallen dürfen, oder wenn die betrogene Frau den Gibichsmannen als Braut Gunthers vorgeführt wird. Zum letzten Mal schließlich, als sie sich auf ihrem Ross Grane in die Flammen von Siegfrieds Scheiterhaufen stürzt und damit den großen Weltenbrand in Gang setzt.

Den Schlusspunkt unter knapp sechzehn Stunden Musik setzt allerdings ein ganz anderer Gedanke. Zwar erklingt noch einmal kurz der Gesang der Rheintöchter, die nun endlich wieder das geraubte Gold in Händen halten, doch der unschuldige Urzustand lässt sich auch dadurch nicht mehr herstellen. Nachdem das Walhall- und Siegfried-Motiv ihren letzten Auftritt hatten, greift Wagner deshalb jene Stelle aus dem dritten Akt der Walküre wieder auf, an der Sieglinde eine Hymne an ihren noch ungeborenen Sohn Siegfried und die sie tröstende Brünnhilde anstimmt – „Oh hehrstes Wunder! Herrlichste Maid!" – und weckt damit die Hoffnung für einen neuen Anfang.

Geschichte

Mit einer Aufführung von Mozarts Bastien und Bastienne gründet der Bildhauer Anton Aicher 1913 das Salzburger Marionettentheater. Er hat mit den Vorstellungen, welche er mit seiner ganzen Familie aufführt, so großen Erfolg, dass er noch im Herbst desselben Jahres auf die erste Gastspielreise geht. Das Repertoire wird rasch ausgebaut, für Kinder werden dutzende Märchenspiele inszeniert, im Mittelpunkt steht der Kasperl.

Anton Aicher

Als Hochzeitsgeschenk erhält Hermann Aicher 1926 von seinem Vater Anton das Marionettentheater, das dieser mit seinen technischen Kenntnissen zu einer echten Miniaturbühne ausbaut. In Zusammenarbeit mit dem Mozarteum werden immer anspruchsvollere Werke einstudiert. Bald stehen auch Mozarts „kleine“ Opern wie Apollo und Hyazinth oder Der Schauspieldirektor auf dem Spielplan.

In den Jahren 1927–1934 unternimmt das Theater Gastspielreisen nach Hamburg, Wien, Holland, sowie eine große Balkan-Tournee nach Istanbul, Sofia und Athen. 1936 folgen Moskau und Leningrad, wo in Sälen mit bis zu 2500 Besuchern gespielt wird. Dazu müssen neue, größere Marionetten gebaut werden. Zur besonderen Attraktion wird der „Sterbende Schwan“ mit einer Marionette, welche die legendären Ballerina Anna Pawlowa zum Vorbild nimmt.

Die Figur der Anna Pawlowa bei einem Gastspiel in Moskau/Leningrad 1936

In den Kriegsjahren wird das Theater als Fronttheater eingesetzt. Hermann Aicher wird 1944 zum Militär eingezogen und das Theater wird geschlossen. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 beginnen die Marionetten wieder zu spielen. 1947 geben sie das erste deutschsprachige Gastspiel in Paris im renommierten Théâtre des Champs-Elysées. Es folgt eine intensive Tournee- und Gastspieltätigkeit bis Japan, Südafrika und Australien und es werden neue Produktionen inszeniert, allen voran Mozarts Die Zauberflöte. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wird das Repertoire um alle fünf großen Mozart-Opern erweitert. Mit Günther Schneider-Siemssen beschäftigt das Theater einen Bühnenbildner, der bis 1991 sämtliche Produktionen des Theaters ausstattet.

Historisches Szenenbild aus "Die Zauberflöte"

1959 wird der erste Theatersaal des Marionettentheaters im alten Borromäum wegen Baufälligkeit geschlossen und das Theater zieht für 10 Jahre in eine provisorische Spielstätte am Kapitelplatz.

1971 wird das neue, erstmals nach eigenen Wünschen gestaltete Haus in der Schwarzstraße mit Rossinis Der Barbier von Sevilla eröffnet. Nach Hermann Aichers Tod im Jahr 1977 übernimmt seine Tochter Gretl die Leitung. Es folgen Tourneen in ganz Europa, Amerika und Asien.

Zum Mozartjahr 1991 inszeniert Götz Friedrich Mozarts Così fan tutte.

1994/95 werden alle fünf Mozartopern für Fernsehen und Video mit Sir Peter Ustinov als Erzähler aufgezeichnet. In den 1990er Jahren entstehen mehrere Koproduktionen mit dem Salzburger Landestheater. Mit Carl Maria von Webers Oberon wirken die Salzburger Marionetten 1996 erstmals im kleinen Festspielhaus bei den Salzburger Festspielen mit.

Figuren aus C. M. von Webers "Oberon" für die Salzburger Festspielen 1996

Es folgt eine Zusammenarbeit mit den Osterfestspielen für Prokofieffs Peter und der Wolf mit Tobias Moretti als Sprecher. Zum 85. Geburtstag der Marionetten wird auf der Festung Hohensalzburg das Museum „Welt der Marionetten“ eröffnet.

Barbara Heuberger übernimmt die Geschäftsführung und 2001 feiert das Theater erstmals seit langer Zeit wieder die Premiere eines Schauspiels: Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare. Im Dezember 2003 folgt die Premiere von Engelbert Humperdincks Oper Hänsel und Gretel.

Im Mozartjahr 2006 werden während der Salzburger Festspiele alle 22 Mozartopern gespielt. Das Salzburger Marionettentheater inszeniert in diesem Rahmen Bastien und Bastienne und Der Schauspieldirektor.

Für The Sound of Music erhält das Theater exklusiv die Lizenz, die Geschichte der Salzburger Familie von Trapp mit Marionetten zu adaptieren und damit die Möglichkeit, seine eigene Version des in der ganzen Welt bekannten Broadway-Musicals zu gestalten.

Kinder der Trapp-Familie aus "The Sound of Music"

Mit András Schiff live am Klavier werden Claude Debussys La boîte à joujoux (Die Spielzeugschachtel), sowie Schumanns Papillons einstudiert. Eine französische Fassung von The Sound of Music ergänzt ein vierwöchiges Paris-Gastspiel über Weihnachten und Neujahr 2011/12.

Im gleichen Jahr entsteht in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater Der Kleine Prinz, ein Jahr darauf folgt Wagners Der Ring des Nibelungen in einer auf zwei Stunden komprimierten Fassung.

Mit dem Tod von Gretl Aicher 2012 endet nach drei Generationen die Inhaberschaft der Familie Aicher. Die bestehende Gesellschaft wird bis 2020 von Dr. Barbara Heuberger geleitet; die Gründung eines Trägervereins festigt deren Struktur und gewährleistet den Fortbestand der Institution.

Sein 100-jähriges Bestehen feiert das Salzburger Marionettentheater 2013 mit den Produktionen Schneewittchen und die sieben Zwerge sowie Alice im Wunderland.

Mit Neuproduktionen wie Fidelio von Ludwig van Beethoven werden neue szenische Wege beschritten und die Technik des Marionettenspiels verfeinert.

Szenenbild aus "Fidelio"

2016 wird das Marionettentheater als immaterielles Kulturerbe in die Österreich-Liste der UNESCO aufgenommen und wird für seine besondere Spielpraxis ausgezeichnet.

Seit 1913 führten das Salzburger Marionettentheater über 270 Gastspielreisen und Tourneen in alle Welt.

DIE BAUGESCHICHTE VON HAUS UND THEATERSAAL

Seit dem Jahr 1971 befindet sich das Salzburger Marionettentheater im historischen Gebäude in der Schwarzstraße 24 – auf der rechten Seite der Salzburger Altstadt, eigebettet zwischen Landestheater und Internationaler Stiftung Mozarteum und zwischen Salzach auf der einen und Schloss Mirabell mit seinem weltberühmten Garten auf der anderen Seite.

Nach der Gründung des Salzburger Marionettentheaters 1913 in einem Atelier im Salzburger Künstlerhaus, seiner Unterbringung im Turnsaal des alten Borromäum und nach einem 10 Jahre andauernden „Ausweichquartier“ im Kapitelsaal fanden die Marionetten schließlich ihr Zuhause in der Schwarzstraße 24. Und auch das Haus selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Zwischen der Villa Lasser – also der heutigen Stiftung Mozarteum – und dem damaligen Stadttheater wurde 1893 an der Schwarzstraße von der Gräflichen Arco-Zinnebergischen Brauerei Kaltenhausen ein „Restaurations- und Saalgebäude” errichtet. Architekt war Carl Demel, Baumeister Valentin Ceconi. 1897 wurde das Saalgebäude zum „Hotel Mirabell” umgewandelt.

Bis 1968 befand sich in den Räumlichkeiten des Hotels das Mirabell-Casino. Im Jahr 1970 begannen die Umbauarbeiten, um dem Salzburger Marionettentheater eine neue Spielstätte zu geben. Der ehemalige Speisesaal des Hotels wurde zum Zuschauerraum mit Bühne umfunktioniert. Er beeindruckt noch heute mit seinem reichhaltigen Stuck und opulenter Malerei. Auch im Foyer stieß man bei einer Reparatur im Jahre 2000 auf den ursprünglichen, prächtigen Stuck und seit dem Jahr 2003 erstrahlt die Decke des Foyers wieder in altem Glanz.

    Verein der Freunde

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    Im Verein der Freunde des Salzburger Marionettentheaters sind Sie uns ganz nah! Denn Freund:innen und Förder:innen gehen gemeinsam mit uns backstage, lernen die Künstler:innen und ihre Puppen persönlich kennen und treffen sich an besonderen Orten. Durch unseren aktuellen Freunde-Newsletter wissen Sie als Erste, was gespielt wird. Sie sind exklusiv bei Proben dabei und werfen einen Blick hinter die Kulissen, wo wir uns gemeinsam anschauen, wer die Fäden zieht!

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      Mitgliedsbeitrag Freund: € 50,– pro Jahr

      Mitgliedsbeitrag Förderer: € 100,– pro Jahr

      Im Vorstand: Harald Labbow, Julia Heuberger-Denkstein, Barbara Ortner, Nina Eisenberger, Julia Skadarasy, Katharina Schneider, Eva Rutmann, Franziska Wizany

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