Poulenc/Ridout/Saint-Saëns
Karneval der Tiere
Premiere: 15.6.2023
- geboren in Zell am See
- Wirtschaftsausbildung und Studium der Kommunikationswissenschaften
- berufliche Auslandsaufenthalte in Peking, Hongkong, Zypern und Portugal
- selbstständige Unternehmerin im Bereich Eventmarketing und Kulturmanagement, Produktionsleitung von Festivals
- Geschäftsführerin des Winterfest Salzburg (Festival für zeitgenössischen Circus)
- seit 2020 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Berlin
- Studium der Musikwissenschaften und der Englischen Literatur
- Gründung und Leitung der Jungen Marionettenoper Berlin
- Organisation bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern und den Berliner Festspielen
- Produktionsleitung bei ECM Records München
- seit 2003 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Genf
- Ausbildung zur Kindergartenpädagogin
- Puppenspielerin, Puppenwerkstatt am Genfer Marionettentheater
- seit 2010 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Genf
- Studium der Kunstgeschichte
- Puppenspieler, Puppenbauer und Regisseur am Genfer Marionettentheater
- seit 1990 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Moskau
- Ausbildung zum Automechaniker
- LKW-Fahrer, selbständiger Taxi-Fahrer
- Möbelrestaurator
- seit 2000 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Paris
- Schneidermeister: Ausbildung an der Ecole Paul Poiret für darstellende Kunst Paris
- Kostüm Supervisor für Stage Entertainment, Cirque du Soleil, Oper Leipzig
- freischaffender Kostümbildner
- 2011 bis 2017 und seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Salzburg
- Ausbildung zur Schneiderin an der Gewerbeschule Salzburg
- Damenschneiderei für Theater
- seit 1960 am Salzburger Marionettentheater – eigentlich in Pension, aber nach wie vor aktiv
- geboren in Regensburg
- Gesangsstudium an der Universität Mozarteum
- freischaffender Sänger und Gesangslehrer
- seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Salzburg
- Fachhochschulen für Mode- und Bekleidungstechnik sowie Keramik und Ofenbau
- Schneidermeisterin, Keramik- und Hafnergesellin
- Tätigkeit im Einzelhandel
- seit 2015 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Schwarzach
- Maler und Anstreicher
- seit 2007 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Göttingen
- studierte Musiktheorie, Musikwissenschaft und Linguistik
- Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Hochschule für Musik Weimar
- Lektor und Notensetzer für verschiedene Musikverlage
- seit 2022 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Klagenfurt
- Ausbildung zur Textilfachfrau an der HTL Textil
- seit 1990 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Hallein
- Ausbildung zur Textilfachfrau
- Verkauf und Beratung beim Heimatwerk
- Diplomierte Feng Shui-Beraterin
- seit 1986 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Salzburg
- Ausbildung zum Elektrotechniker
- technische Leitung Kleines Theater (Salzburg) und Metropolis
- Beleuchtungsmeister Salzburger Landestheater
- seit 2019 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Wiener Neustadt
- Diplomstudium Digitale Medientechnologien
- selbstständiger Ton- und Lichttechniker
- leidenschaftlicher Musiker
- seit 2016 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Salzburg
- Ausbildung zur Touristikkauffrau
- Rezeption und Veranstaltungsorganisation in diversen Hotels
- seit 1999 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in München
- Studium der Kulturgeographie und des Landschafts-, Regional- und Stadtmanagements in Erlangen, Salzburg und Buenos Aires
- Aufbaustudium Kulturmanagement
- Ticketingleitung Filmkulturzentrum Das Kino, Salzburg
- Produktionsleitung Winterfest (Festival für zeitgenössische Circuskunst), Salzburg
- seit 2021 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Salzburg
- Sprachenstudium
- Rezeption und Hotelreservierung
- Kartenverkauf bei einer Konzertagentur
- seit 2021 am Salzburger Marionettentheater
- geboren in Innsbruck
- Sprachenstudium
- Stadtführerin in Innsbruck
- Verkauf im Reisebüro
- seit 2005 am Salzburger Marionettentheater
Der Vorstand des Trägervereins
- Claus Spruzina
- Suzanne Harf
- Hannes Eichmann
- Kurt Lassacher
- Brigitte Lindner
- Anton Santner
- Birgit Limmert
Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten
Der kleine Elefant Babar erlebt im Urwald eine unbeschwerte Kindheit, bis seine Mutter tödlich vom Schuss eines Jägers getroffen wird. Ganz auf sich allein gestellt flieht er und gelangt in eine Stadt. Dank einer alten Dame, die ihn bei sich aufnimmt, nimmt er am Leben der Menschen teil: Er besucht ein Kaufhaus, macht Gymnastik und fährt mit dem Auto. Dennoch wird er oft nostalgisch, wenn er an den Urwald zurückdenkt. Zwei Jahre später begegnen ihm bei einem Spaziergang zufällig Arthur und Celeste, sein Vetter und seine Cousine.
Ihnen zeigt Babar die Welt der Menschen. Als die beiden allerdings eines Tages von ihren Müttern abgeholt werden, beschließt er, mitzukommen, und nimmt schweren Herzens Abschied von der alten Dame. Zurück im Urwald werden die drei jubelnd empfangen. Babar und Celeste, die sich auf der Autofahrt verlobt haben, werden von den Elefanten als neues Königspaar auserkoren.
Ferdinand, der Stier
Ferdinand ist kein gewöhnlicher junger Stier. Während seine Altersgenossen den ganzen Tag auf der Wiese miteinander kämpfen, sitzt er lieber alleine unter einer Korkeiche und genießt den Duft der Blumen. Selbst als eines Tages spanische Männer vorbeikommen, um einen Stier für ihre Kämpfe zu finden, interessiert ihn das kaum. Doch es kommt anders als erwartet: Ferdinand setzt sich versehentlich auf eine Hummel, wird gestochen und tobt vor Schmerz rasend umher – und damit ist er es, den die Männer aussuchen und zum Stierkampf mitnehmen. In der Arena wird die Situation grotesk, als Ferdinand sein wahres Wesen zeigt, nur die Blumen in den Haaren der Spanierinnen riecht und den Matador völlig außer Acht lässt. So muss man ihn schließlich zurück nach Hause bringen.
Der Karneval der Tiere
Im Klassenzimmer herrscht Langeweile, und auch die Experimente des Schulmeisters wollen nicht so richtig fruchten.
Da wird kurzerhand einen Ausflug in den Zoo unternommen, bei dem die Schulkinder verschiedene Dinge erleben: Die einen machen wundersame Entdeckungen an einem Weiher, die anderen kostümieren sich als Vögel oder träumen sich in eine andere Welt. Der Schulmeister selbst bringt mit seinem Kontrabassspiel eine Elefantendame zum Tanzen und bekommt von ihr eine Blume – aber nicht alle Tiere genießen die musikalischen Darbietungen so sehr … Zurück im Klassenzimmer musizieren die Kinder zusammen mit einem Skelett aus dem Biologieunterricht. Nachdem alle gegangen sind, beginnt der Schulmeister, selbstvergessen zu tanzen. Am Ende kommen in einer Turnstunde alle zusammen und veranstalten ein großes Ballett.
Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten
Die Figur des kleinen Elefanten Babar ist die Erfindung Cécile de Brunhoffs, die ihren Söhnen zum Einschlafen kurze Geschichten erzählt. Ihr Mann Jean ist selten dabei, wegen Lungenproblemen hält er sich meistens zur Kur in der Schweiz auf. In der Ferne illustriert er die Abenteuer des kleinen Elefanten und schickt seine Bilder der Familie nach Paris. Was hier noch im engsten Familienkreis entsteht, wird später zum großen Verkaufserfolg: Durch seinen Bruder lässt sich Jean de Brunhoff zur Veröffentlichung überreden, und gleich nach Erscheinen des ersten Bandes 1931 wird Babar so beliebt, dass neben weiteren Bänden auch bald musikalische und später filmische Adaptionen folgen. Auf der Theaterbühne ist der Stoff heutzutage eher selten zu sehen – ein Grund für die Inszenierung am Salzburger Marionettentheater.
Musikalische Basis für diese Inszenierung ist die berühmte Musik Francis Poulencs. Wie bereits Brunhoffs Geschichte selbst entsteht auch die Vertonung im engsten Familienkreis, als Poulenc 1940 von seiner Nichte das Babar-Bilderbuch aufs Klavier gestellt bekommt und beginnt, für sie über die Szenen zu improvisieren. Einige Jahre später fixiert er diese Melodien schriftlich und hinterlässt damit eine „wunderbare, kunstvolle Umgestaltung der Atmosphäre und der Geschichte in Tönen“, wie Regisseurin Lisa Stumpfögger findet. In ihrer Inszenierung hat der enge Bezug auf die musikalische Gestaltung großes Gewicht: „Da die Tiere nicht sprechen, sondern die Musik das eigentliche Erzählmoment ist, begreife ich es als meine Aufgabe, die Musik in Szene zu setzen wie eine Choreografin. Da die Puppen aber wenige Gelenke zum echten Tanzen haben, ist es die Gesamtanlage, dass ich einen großen Formrhythmus organisiere – dass die Musik durch die Abläufe der Szenen aufgefangen wird.“
Diese Szenen entfalten sich in Herbert Kapplmüllers Bühnenbild mit einem großen Leporello als Hauptelement, bemalt und bedruckt mit den wechselnden Schauplätzen der Handlung. Je nach Beleuchtung kann dieses Leporello transparent werden und den Blick auf die dahinterliegende Szenerie freigeben. In engem Zusammenhang mit dem Bühnenbild steht die Gestaltung der Kostüme, ebenfalls von Kapplmüller entworfen: „Sicher ist das Grün von Babars Kostüm aus Jean de Brunhoffs Bilderbuch übernommen, aber ich fand das interessant, weil ich gedacht habe, dass er in die Stadt auch die Farbe Grün von der Savanne mitnimmt: Wir haben Farbe nur in der Heimat der Elefanten, aber sobald Babar in die Stadt kommt, ist alles schwarzweiß.“ Für die Gestaltung der Elefantenhaut selbst sieht Kapplmüller eine besondere illusionistische Technik vor: „Die Elefanten sind rot grundiert und grün gehäkelt. Die verwendeten Farben sind opaleszierend, damit es nicht zu direkt, sondern fremd und fantasievoll wirkt.“
Ein kleiner Elefant, der nach dem Tod seiner Mutter auf sich allein gestellt ist, Zuflucht bei den Menschen findet und integriert wird, schließlich in seine Heimat zurückkehrt und gekrönt wird – Lisa Stumpfögger betont auch die psychologische Wirkkraft dieser Geschichte: „Es ist eine Gute-Nacht-Geschichte, wo ein Kind das erlebt, was in der frühen Kindheit wichtig ist: die Trennung von der Mutter, die Bewältigung von Heimweh, und dann das glückliche Ende. Das hat einen sehr schönen Bogen für die Kinderseele.“ Auch wenn sich das Stück in erster Linie an Kinder richtet, entfaltet es seine Wirkung genauso bei Erwachsenen, denn Stumpfögger ist sich sicher: „Die Erwachsenen verlieren ihre Kinderseele nie. In jedem von uns lebt das Kind weiter.“
Ferdinand, der Stier
1936, gleich nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, erscheint die Geschichte um den jungen Stier Ferdinand, der lieber den Duft der Blumen genießt, als sich mit den anderen jungen Stieren zu balgen. Das Bilderbuch des US-amerikanischen Autors Munro Leaf mit Illustrationen von Robert Lawson wird daraufhin in die verschiedensten Richtungen interpretiert: Ist die Botschaft nun pazifistisch, kommunistisch oder faschistisch? Leaf selbst distanziert sich von allen politischen Deutungen. Der kleine Ferdinand, der seinem friedfertigen Gemüt selbst in der Stierkampfarena treu bleibt, sei für ihn einfach „ein höherer Geist, ein Philosoph, der guten Geschmack und Charakter beweist.“ Wie auch bei Brunhoffs Babar ließen bei Leafs Ferdinand die Adaptionen nicht lange auf sich warten. Bekanntestes Beispiel ist wohl der Disney-Kurzfilm aus dem Jahr 1938; und selbst im Marionettentheater des amerikanischen Federal Theatre Projects wird eine Inszenierung bereits 1937 gezeigt.
Für die Neuinszenierung am Salzburger Marionettentheater wurde auf die Vertonung des britischen Komponisten Alan Ridout (1971) zurückgegriffen, die gerade in ihrer minimalistischen Besetzung für Solo-Violine und Erzähler wirkungsvoll ist. Von den ersten Takten an verströmt die Violine im Paso-Doble-Rhythmus spanisches Flair, porträtiert später in einer wiederkehrenden Melodie Ferdinands friedvolle Heiterkeit, und reagiert immer direkt und nuanciert auf den erzählten Text.
Für Regisseur Philippe Brunner, selbst Künstlerischer Leiter des Marionettentheaters, war es ein besonderes Anliegen, für dieses „Intermezzo“ auch optisch einen Stil zu finden, der es von den beiden Rahmenstücken unterscheidet. Die Darstellung ist modern, abstrakt und mit nur einer Figur auf das Wesentliche reduziert: „Bei uns gibt es nur Ferdinand. Von allen anderen Figuren wird entweder nur erzählt, oder sie sind schematisch im Bühnenbild zu erkennen. Ich finde, um den Charakter so klar wie möglich zu erzählen, soll nichts von ihm ablenken. Aber es ist auch eine Herausforderung, weil man alles in den Bewegungen des Stiers erzählen muss. Ich wollte, dass man merkt: Der Stier ist vom Optischen her genauso martialisch wie die anderen Stiere, er hat aber einen weichen Kern, ein gutes Herz.“ Die Stierfigur, entworfen und gebaut von Ensemblemitglied Vladimir Fediakov, wird dem in brillanter Weise gerecht: „Die Figur ist so beweglich. Sie ist zwar massiv, aber trotzdem filigran, und dadurch bekommen wir den Charakter schön erzählt“, findet Brunner.
Als Bühnenbild zeigen vor schwarzem Hintergrund zwei leuchtende Stelen mit Illustrationen von Clemens Birsak einige Schauplätze und Charaktere der Handlung. Eine besondere Spannung entsteht durch die offene Spielweise mit sichtbaren Puppenspielern: „Bei den anderen zwei Produktionen sieht man die Puppenspieler nicht, und hier, als Kontrast, sieht man wirklich, wie filigran an dem Führungskreuz gearbeitet wird. Die Konzentration, die vom Puppenspieler in die Figur geht, hat eine ganz besondere Wirkung“, so Brunner.
Von der Relevanz und Aktualität des Stoffes ist Brunner überzeugt: „Ferdinand ist ein zartfühlender Charakter, er ist anders als die anderen. Ich glaube, dass dieses Stück ganz besonders in die heutige Zeit passt. Man muss nicht immer so sein wie alle anderen – dass Ferdinand dadurch seine Kraft gewinnt, und dass ihn die anderen auch dahingehend respektieren, das gefällt mir an der Geschichte besonders gut.“
Der Karneval der Tiere
Aus Camille Saint-Saëns’ umfangreichem Oeuvre ist vieles schnell in Vergessenheit geraten. Es ist vor allem ein Werk, das heute mit seinem Erfolg alles überschattet: Der Karneval der Tiere (1886). Dabei ist ausgerechnet diese „zoologische Fantasie“ für den französischen Komponisten selbst nur ein Gelegenheitswerk, in kurzer Zeit mal eben für das Faschingsfest eines befreundeten Cellisten komponiert. Die musikalischen Tierporträts hält er als ernster Komponist nicht für das Meisterstück seiner Arbeit und untersagt weitere Aufführungen zu seinen Lebzeiten. Doch der Humor in der Musik trägt bis heute wesentlich zur Beliebtheit bei. Saint-Saëns legt die Tierlaute von Huhn, Esel und Kuckuck in die Instrumentalstimmen und spart auch nicht mit parodistischen Anspielungen auf andere Werke des 19. Jahrhunderts: Beispielsweise wird in Schildkröten Offenbachs schneller Cancan aus Orpheus in der Unterwelt extrem gedehnt, für den Elefanten greift er auf Berlioz und Mendelssohn-Bartholdy zurück, und auch seinen eigenen Danse macabre zitiert Saint-Saëns augenzwinkernd in Fossilien.
Das Konzept, das Regisseur Matthias Bundschuh seiner Inszenierung zugrunde legt, überrascht durch eine völlig neue Herangehensweise: „Für mich bestand die Herausforderung darin, einmal abzuweichen von dem, was man vom Karneval der Tiere erwartet. Bei Aquarium einfach bunte Fische zu zeigen, hat mich nicht gereizt. Die Grundidee war, eine Geschichte über ein merkwürdiges Musikinternat um 1900 zu erzählen.“ In diesem Internat werden die Kinder zu Beginn von ihrem strengen Maestro unterrichtet, dessen Gesicht dem von Camille Saint-Saëns gleicht (Figuren: Barbara Weinhold). Als die Schulklasse zu einem Ausflug in den Zoo aufbricht, löst sich die Handlung in einzelne Parallelstränge auf, und man beobachtet den Maestro und die Kinder bei Begegnungen mit verschiedenen Tieren und anderen Gestalten. Der Bezug zu den programmatischen Satzbezeichnungen des Originals wird dabei teilweise hergestellt, teilweise aber auch bewusst übergangen oder ironisch aufgegriffen. Beispielsweise ist der Satz Pianisten – Saint-Saëns rechnet sie zu den Tiergattungen – im Original für zwei Klaviere und Streicher besetzt. „Ich habe gedacht, zwei Figuren ans Klavier zu setzen, ist ein bisschen langweilig; und hatte stattdessen die Idee, ich setze da diesen Knirps ans Klavier, ein Wunderkind, und lasse ihn einfach genial in die Tasten hauen, bis es qualmt und dieser Flügel zusammenbricht,“ so Bundschuh. Einen besonderen Höhepunkt der Inszenierung bildet die Choreografie zu Der Schwan – die einzige Nummer, die Saint-Saëns damals zugunsten der Ballerina Anna Pawlowa von seinem Aufführungsverbot ausnimmt …
Das Hauptelement des Bühnenbilds, ebenfalls von Matthias Bundschuh konzipiert, bleibt während der gesamten Aufführung sichtbar: ein großes, heruntergekommenes Glashaus. Durch den Wechsel der Rückprojektionen bleibt es in seiner Wirkung äußerst wandelbar, zeigt mal Innen-, mal Außenräume, wird Teil eines Schulgebäudes, eines Schwimmbads oder eines Theatersaals.
Mit seinem abwechslungsreichen Karneval richtet sich Bundschuh ausdrücklich an die ganze Familie: „Jeder, der Spaß an Marionettentheater hat – Kinder wie Erwachsene – soll sich das anschauen. Ich hoffe, dass sich Kinder dadurch, dass ich unter den Figuren auch Kinder habe, für das Bühnengeschehen interessieren können. Aber es sind durchaus auch Sachen für Erwachsene dabei – ich zumindest amüsiere mich bei meinen eigenen Proben durchaus.“
Mit einer Aufführung von Mozarts Bastien und Bastienne gründet der Bildhauer Anton Aicher 1913 das Salzburger Marionettentheater. Er hat mit den Vorstellungen, welche er mit seiner ganzen Familie aufführt, so großen Erfolg, dass er noch im Herbst desselben Jahres auf die erste Gastspielreise geht. Das Repertoire wird rasch ausgebaut, für Kinder werden dutzende Märchenspiele inszeniert, im Mittelpunkt steht der Kasperl.
Als Hochzeitsgeschenk erhält Hermann Aicher 1926 von seinem Vater Anton das Marionettentheater, das dieser mit seinen technischen Kenntnissen zu einer echten Miniaturbühne ausbaut. In Zusammenarbeit mit dem Mozarteum werden immer anspruchsvollere Werke einstudiert. Bald stehen auch Mozarts „kleine“ Opern wie Apollo und Hyazinth oder Der Schauspieldirektor auf dem Spielplan.
In den Jahren 1927–1934 unternimmt das Theater Gastspielreisen nach Hamburg, Wien, Holland, sowie eine große Balkan-Tournee nach Istanbul, Sofia und Athen. 1936 folgen Moskau und Leningrad, wo in Sälen mit bis zu 2500 Besuchern gespielt wird. Dazu müssen neue, größere Marionetten gebaut werden. Zur besonderen Attraktion wird der „Sterbende Schwan“ mit einer Marionette, welche die legendären Ballerina Anna Pawlowa zum Vorbild nimmt.
In den Kriegsjahren wird das Theater als Fronttheater eingesetzt. Hermann Aicher wird 1944 zum Militär eingezogen und das Theater wird geschlossen. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 beginnen die Marionetten wieder zu spielen. 1947 geben sie das erste deutschsprachige Gastspiel in Paris im renommierten Théâtre des Champs-Elysées. Es folgt eine intensive Tournee- und Gastspieltätigkeit bis Japan, Südafrika und Australien und es werden neue Produktionen inszeniert, allen voran Mozarts Die Zauberflöte. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wird das Repertoire um alle fünf großen Mozart-Opern erweitert. Mit Günther Schneider-Siemssen beschäftigt das Theater einen Bühnenbildner, der bis 1991 sämtliche Produktionen des Theaters ausstattet.
1959 wird der erste Theatersaal des Marionettentheaters im alten Borromäum wegen Baufälligkeit geschlossen und das Theater zieht für 10 Jahre in eine provisorische Spielstätte am Kapitelplatz.
1971 wird das neue, erstmals nach eigenen Wünschen gestaltete Haus in der Schwarzstraße mit Rossinis Der Barbier von Sevilla eröffnet. Nach Hermann Aichers Tod im Jahr 1977 übernimmt seine Tochter Gretl die Leitung. Es folgen Tourneen in ganz Europa, Amerika und Asien.
Zum Mozartjahr 1991 inszeniert Götz Friedrich Mozarts Così fan tutte.
1994/95 werden alle fünf Mozartopern für Fernsehen und Video mit Sir Peter Ustinov als Erzähler aufgezeichnet. In den 1990er Jahren entstehen mehrere Koproduktionen mit dem Salzburger Landestheater. Mit Carl Maria von Webers Oberon wirken die Salzburger Marionetten 1996 erstmals im kleinen Festspielhaus bei den Salzburger Festspielen mit.
Es folgt eine Zusammenarbeit mit den Osterfestspielen für Prokofieffs Peter und der Wolf mit Tobias Moretti als Sprecher. Zum 85. Geburtstag der Marionetten wird auf der Festung Hohensalzburg das Museum „Welt der Marionetten“ eröffnet.
Barbara Heuberger übernimmt die Geschäftsführung und 2001 feiert das Theater erstmals seit langer Zeit wieder die Premiere eines Schauspiels: Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare. Im Dezember 2003 folgt die Premiere von Engelbert Humperdincks Oper Hänsel und Gretel.
Im Mozartjahr 2006 werden während der Salzburger Festspiele alle 22 Mozartopern gespielt. Das Salzburger Marionettentheater inszeniert in diesem Rahmen Bastien und Bastienne und Der Schauspieldirektor.
Für The Sound of Music erhält das Theater exklusiv die Lizenz, die Geschichte der Salzburger Familie von Trapp mit Marionetten zu adaptieren und damit die Möglichkeit, seine eigene Version des in der ganzen Welt bekannten Broadway-Musicals zu gestalten.
Mit András Schiff live am Klavier werden Claude Debussys La boîte à joujoux (Die Spielzeugschachtel), sowie Schumanns Papillons einstudiert. Eine französische Fassung von The Sound of Music ergänzt ein vierwöchiges Paris-Gastspiel über Weihnachten und Neujahr 2011/12.
Im gleichen Jahr entsteht in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater Der Kleine Prinz, ein Jahr darauf folgt Wagners Der Ring des Nibelungen in einer auf zwei Stunden komprimierten Fassung.
Mit dem Tod von Gretl Aicher 2012 endet nach drei Generationen die Inhaberschaft der Familie Aicher. Die bestehende Gesellschaft wird bis 2020 von Dr. Barbara Heuberger geleitet; die Gründung eines Trägervereins festigt deren Struktur und gewährleistet den Fortbestand der Institution.
Sein 100-jähriges Bestehen feiert das Salzburger Marionettentheater 2013 mit den Produktionen Schneewittchen und die sieben Zwerge sowie Alice im Wunderland.
Mit Neuproduktionen wie Fidelio von Ludwig van Beethoven werden neue szenische Wege beschritten und die Technik des Marionettenspiels verfeinert.
2016 wird das Marionettentheater als immaterielles Kulturerbe in die Österreich-Liste der UNESCO aufgenommen und wird für seine besondere Spielpraxis ausgezeichnet.
Seit 1913 führten das Salzburger Marionettentheater über 270 Gastspielreisen und Tourneen in alle Welt.
Seit dem Jahr 1971 befindet sich das Salzburger Marionettentheater im historischen Gebäude in der Schwarzstraße 24 – auf der rechten Seite der Salzburger Altstadt, eigebettet zwischen Landestheater und Internationaler Stiftung Mozarteum und zwischen Salzach auf der einen und Schloss Mirabell mit seinem weltberühmten Garten auf der anderen Seite.
Nach der Gründung des Salzburger Marionettentheaters 1913 in einem Atelier im Salzburger Künstlerhaus, seiner Unterbringung im Turnsaal des alten Borromäum und nach einem 10 Jahre andauernden „Ausweichquartier“ im Kapitelsaal fanden die Marionetten schließlich ihr Zuhause in der Schwarzstraße 24. Und auch das Haus selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Zwischen der Villa Lasser – also der heutigen Stiftung Mozarteum – und dem damaligen Stadttheater wurde 1893 an der Schwarzstraße von der Gräflichen Arco-Zinnebergischen Brauerei Kaltenhausen ein „Restaurations- und Saalgebäude” errichtet. Architekt war Carl Demel, Baumeister Valentin Ceconi. 1897 wurde das Saalgebäude zum „Hotel Mirabell” umgewandelt.
Bis 1968 befand sich in den Räumlichkeiten des Hotels das Mirabell-Casino. Im Jahr 1970 begannen die Umbauarbeiten, um dem Salzburger Marionettentheater eine neue Spielstätte zu geben. Der ehemalige Speisesaal des Hotels wurde zum Zuschauerraum mit Bühne umfunktioniert. Er beeindruckt noch heute mit seinem reichhaltigen Stuck und opulenter Malerei. Auch im Foyer stieß man bei einer Reparatur im Jahre 2000 auf den ursprünglichen, prächtigen Stuck und seit dem Jahr 2003 erstrahlt die Decke des Foyers wieder in altem Glanz.
Mitglieder wissen, wer die Fäden zieht …
Im Verein der Freunde des Salzburger Marionettentheaters sind Sie uns ganz nah! Denn Freund:innen und Förder:innen gehen gemeinsam mit uns backstage, lernen die Künstler:innen und ihre Puppen persönlich kennen und treffen sich an besonderen Orten. Durch unseren aktuellen Freunde-Newsletter wissen Sie als Erste, was gespielt wird. Sie sind exklusiv bei Proben dabei und werfen einen Blick hinter die Kulissen, wo wir uns gemeinsam anschauen, wer die Fäden zieht!
Werden Sie Teil dieses exklusiven Kreises! Finden Sie Inspiration und gute Gesellschaft und machen Sie mit Ihrem Engagement möglich, was uns besonders macht! Denn mit Ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie uns bei der Erhaltung und der Pflege dieses einzigartigen UNESCO Kulturerbes. Und Sie können sich sicher sein, dass Ihr Mitgliedsbeitrag zu 100 Prozent an das Salzburger Marionettentheater fließt.
Mitgliedsbeitrag Freund: € 50,– pro Jahr
Mitgliedsbeitrag Förderer: € 100,– pro Jahr
Im Vorstand: Harald Labbow, Julia Heuberger-Denkstein, Barbara Ortner, Nina Eisenberger, Julia Skadarasy, Katharina Schneider, Eva Rutmann, Franziska Wizany
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